"Aktionen gibt es selbst in den kleinen Gemeinden Lippes. Der Bösingfelder SA-Führer Kruse macht sich weisungsgemäß auf den Weg nach Silixen und Alverdissen. Unterstützt wird er durch ein Kommando aus Detmold, das vor allem aus Lemgoer SS-Männern besteht und mit einem Lastwagen unterwegs ist. In Bösungfeld werden die Wohnungen von Benjamin Katz, Moses Kleeberg und Moritz Frankenstein aufgesucht. Ein Nachbar erinnert sich daran, wie Moritz Frankenstein und Tochter aus dem Hause fliehen – nur in Unterhose und Strümpfen bzw. im Nachthemd. Die Tochter schreit: „Die SA ist im Haus und macht meine Mutter tot!“ Das Kommando zieht zum Friedhof ab und verwüstet einen Teil des Grabfeldes. Dann stürzen sich SA- und SS-Leute auf die Inneneinrichtung der Synagoge. In Silixen und Alverdissen dringt das Kommando in die Häuser der Familien Katz, Stern und Arensberg ein, zertrümmert Fenster und Möbel, verbrennt Geschäftsunterlagen auf der Straße. An der Aktion in Alverdissen sind sogar zwei Lemgoer Polizisten aktiv beteiligt. In Barntrup gibt der Bürgermeister dem SA-Führer eine Pistole. Die soll einem Juden „untergeschoben“ werden, um dessen Festnahme begründen zu können. In der Stadt werden die Wohnungen von Salli und Max Katz demoliert, dann werden Bänke und Kultgegenstände der Synagoge zerschlagen."

Quelle: Lippische Blätter für Heimatkunde (Hrsg. Lippische Landeszeitung), 18.11.1998, Detmold 1998