Alverdissen 9.Mai 1920
Betrifft: Schreiben lippischer Regierung
Vom 14.4.20 Nr. 9586
Verfügung lippischen Verwaltungsamtes
Jetzt vorhandene Gemeindemitglieder der
Synagogengemeinde Alverdissen
sind:
1) Kaufmann David Arensberg, 80 Jahre
2) Kaufmann Gustav Arensberg, 37 Jahre
3) Kaufmann Paul Arensberg, 35 Jahre
4) Kaufmann Arnold Arensberg 30 Jahre
5) Haustochter Sopie Arensberg, 21 Jahre
An die lippische Regierung
durch Lippisches Verwaltungsamt Brake
Zur Erklärung:
Es ist uns unverständlich, daß die
Synagogengemeinde Alverdissen, die seit altersher bestanden hat jetzt an die
Synagogengemeinde Bösingfeld angegliedert werden soll. Wir wollen nicht
unterlassen, darauf hinzuweisen, daß es der Arensbergschen Familie zu verdanken
ist in Alverdissen eine Synagoge errichtet zu haben und einen Friedhof zu
unterhalten.
(Lücke)
Genannten männlichen Mitglieder vorhanden sind, erscheint
uns deswegen eine Ausgliederung an Bösingfeld nicht geboten. Wenn sich die oben
genannten Arensberg junior über kurz oder lang verheiraten werden, sind die
Grundlagen für eine selbständige Synagogengemeinde gegeben. Man sollte sich
bei der von der Regierung geplanten Angliederung an Bösingfeld nicht von
Motiven leiten lassen, die vom Standpunkte der Bösingfelder Synagogengemeinde
nur zu gut zu verstehen sind. Die hiesige Synagogengemeinde hat fast
schuldenfreie Liegenschaften, die von derselben stets unterhalten sind. Wir
werden nun unsere Interessen zu wahren wissen und geben hiermit zum Ausdruck, daß
wenn die seit mehr als 100 Jahren- - im jetzt bestehenden Umfange seit 30
Jahren- - bestandene Synagogengemeinde Alverdissen gewaltsam angegliedert
werden sollte wir keine Bedenken tragen, wenigstens soweit es die jüngeren
Angehörigen der Synagogengemeinde betrifft, den Austritt aus der israelitischen
Gemeinde zu erklären.
Alverdissen 9. Mai 1920
D. Arensberg
Vorsteher der israelitischen Gemeinde
Verwaltungsamt Brake in Lippe 11.9.1920
Vorstehendes Schreiben und das Protokoll vom 8.Mai.
Abschrift wird der lippischen Regierung statt besonderem Berichts auf die Verfügung vom 24.5., Nummer 9586, vorgelegt.