An
Hochfürstlich Lippische Regierung
Untertänigste
Vorstellung und Bitte des Schutzjuden Herz Jonas Danneberg zu Bösingfeld
Gnädige
Entbindung von Gemeindelasten betr. Nummer=111
Der
untertänigste Unterschreibende befindet sich in seinem Lebensalter von fast 60
Jahren. Er ist von jeher schwächlich gewesen und jetzt hat die Schwächlichkeit
dermaßen zugenommen, daß es ihm nicht mehr möglich ist, außerorts seinem
Verdienst nachzugehen. Der einzige Sohn, den ich habe ist ebenfalls schwächlich
und mit einem Fehler behaftet, daß ich ihn nie ohne Gefahr auf Erwerb
ausschicken kann. - - Mein ganzes Vermögen besteht nur aus geringem Mobiliar,
welches höchstens auf 15r zu veranschlagen ist. Es wird daher sehr sauer für
mich, meine Frau und 2 Kindern zu erschwingen. Alle diese Umstände unberücksichtigend
verlangt die hiesige Judenschaft, daß ich jährlich 6r zu dem Lehrergehalt und
5r 24 zur Unterhaltung der Synagoge zu bezahlen und den Lehrer 8 Wochen zu beköstigen
sollen, und hat zu diesem Ende die Androhung des Mobilarverkaufs von Hochfürstlichen
Amte Sternberg ausgewirkt. Solange es mir einigermaßen möglich war, habe ich
diese Gemeindelasten mit den anderen gleichmäßig getragen. Während der Zeit
als der jetzt verstorbene Samuel Kleeberg alt und arm war, habe ich dessen
Anteil zur Erhaltung der Synagogen und des Lehrers gemeinschaftlich mitbezahlt.
Und ich kann daher mit Recht hoffen, daß die Judenschaft jetzt, da der Sohn der
Kleebergs vermögend ist, mitzubezahlen diese billige Rücksicht auch gegen mich
beobachte. Wenn die angedrohte Exekution vollzogen wird, so werde ich dadurch
ganz ins Elend gestürzt. Daher erlaube ich mir untertänigst dringend und
flehentlich zu bitten:
Hochfürstliche
Regierung würde gnädigst geruhen, mich von gedachten Verpflichtungen gnädigst
zu entbinden und solches Decret baldmöglichst an Hochfürstliches Amt Sternberg
hochgeneigtes gelangen zu lassen!
Bösingfeld,
den 25. April 1837
Herz
Jonas Danneberg