Zeitzeugenaussagen im Oktober 2003 zu Terroraktionen gegen die Familie Frankenstein am 9./10. November 1938

Frau Frieda Hoppenberg, Jahrg. 1923

„Plötzlich hörten wir einen Krach – es war gegen Mitternacht (9./10.11) und wir konnten genau auf das Haus der Familie Frankenstein in der Nordstraße gucken. Da waren mehrere SA-Leute, die stießen auf Kommando „Hau-ruck“ in die Fenster und Türen. Und dann haben sie alles rausgeschmissen. Als alles kaputt war, haben zwei bei uns geklopft und sagten, sie möchten sich das Judenblut von den Händen waschen.

Ich bin dann morgens zur Extertalbahn gegangen um zur Schule zu fahren. Da traf ich diese beiden SA-Leute wieder. Die hatten bei uns eine Axt stehen lassen als sie sich die Hände wuschen. Das habe ich denen gesagt, aber sie bestritten eine Axt dabei gehabt zu haben.

Diese beiden kamen nicht aus Bösingfeld, die hätte ich gekannt, aber aus dem Extertal, denn sie sind schon vor Rinteln ausgestiegen. Seitdem habe ich die Familie Frankenstein nicht mehr gesehen. Die hatten sie dann woanders untergebracht. Auch in Rinteln waren alle Judenläden mit Brettern vernagelt.“

Quelle: Interview von SchülerInnen der Realschule Extertal 2003

 Julius Budde, Jahrg. 1926

„Am anderen Morgen lag alles auf der Straße, die Straße war übersät mit Mobiliar und auch Waren aus dem Laden. Wir sind als Kinder da natürlich hingegangen – wir hatten ja keine Ahnung was da war. Renate(Reni) Frankenstein (die Tochter) lief zwischen den Sachen herum und schimpfte: „Vier Jahre ist mein Vater im Krieg gewesen und jetzt dies hier!“

Quelle: Interview von SchülerInnen der Realschule Extertal 2003